21.10.2011

Holger Pollmeier erfüllt sich Hawaii-Traum

Dies ist ein Erlebnisbericht von Holger. Vielen Dank dafür. Holger Pollmeier – jetzt auch ein „Ford Ironman World Championship Finisher!“Sooo – mit zwei Träumen weniger im Gepäck bin ich auf dem Weg nach Hause - zurück von Kona. Im Herbst des vergangenen Jahres, als ich den Menschen im Badezimmer nicht wiedererkannt habe und mich auch sonst eine ganze Mengen Fragen nach dem Wohin quälten, schmiedete ich einen kühnen Gedanken. Warum nicht mal den eigentlich völlig abstrusen Plan angehen und versuchen bei zwei Ironman-Weltmeisterschaften binnen vier Wochen zu starten?! Ein bisschen mit der Idee schwanger gelaufen, weiter mit dem fremden Mann im Bad am Morgen Zwiesprache geführt und dann das Ok von meiner weitaus besseren Hälfte abgeholt. Dann an einem Sonntagabend ab mit der Kreditkarte in meine Arbeitskammer und bei der Ironman XC-Challenge angemeldet. I’m booked. Sozusagen meine ersten Bewährungsproben, quasi die Generalproben zu meiner für mich sicher einzigartig bleibenden Triathlonsaison sind der Ironman 70.3 in Rapperswill, Schweiz  und der Ironman Germany. Beide Rennen waren nicht so ganz das, was ich mir  vorgestellt hatte – aber unterm Strich: Ticket gezogen für Vegas und Hawaii. Konnte los gehen…Vegas war schon eine echte Nummer. Bereits das Ankommen auf dem Strip von Vegas  am Sonntag Morgen um 2:00 Uhr mit seiner völlig künstlichen Welt und unvorstellbaren Mengen an Menschen, die alle auf der Suche nach dem ultimativen Amusement die Straßen hoch und runter laufen, ist ein echtes Dingen. Man fühlte sich ein bisschen wie die Jungs in Hangover in dem Moment, in dem sie die Rolltreppe runterkommen. Das Rennen war nicht weniger irritierend. Man muss sich einfach nur mal vorstellen wie es ist, in einer völlig lebensfeindlichen Wüste auf einem schwarzen Asphaltband, das sich am Horizont verliert, und fast 40° Hitze mit 1.800 anderen Verrückten über die Hügel zu ballern. Völlig skurrile Gegensätze, die in dem Moment das Normalste der Welt für Alle zu sein schienen. Ruhiges Schwimmen, ordentlich verzockt auf dem Rad und dann aber noch einen für die Verhältnisse respektablen Halbmarathon hingelegt. Damit dann noch sauber im Mittefeld gefinisht und damit weitaus besser als erwartet. Es lief... Hawaii ist aber da noch eine ganz andere Nummer. Vom Umfeld gar nicht mal so viel anders. Aber irgendwie dann doch schon sehr vertraut aus unzähligen Stunden mit den DVDs und langen YouTube Einheiten – (sorry Tanja; manchmal war das Arbeiten nur vorgetäuscht). 45 Stunden Anreise mit einem kleinen, abendlichen Sauerstoffaufnahmelauf in der Bay von San Fransisco, um dann doch irgendwann mal die Gangway in Kona hinuntergehen zu dürfen. Holy Ground!Völlig zu Recht gilt die Ironman Woche in Kona als der fitteste Spot auf der ganzen Welt. Die Woche nimmt am Montag seinen Anlauf. Triathleten von der ganzen Welt treffen in schnell wachsender Zahl am Ort Ihrer Begierde ein. Körperkult allenthalben. Selbst die Mädels können nicht verhindern, dass man ihre Augen hinter den Oakleys hin und her schwenken sieht und die Kerle genießen die chillige Atmosphäre. Mein T-Shirt bleibt erst mal. Kleiner Tipp: mit einem Tri-Sport-Team Verl Finisher-Shirt kann man hier noch gehörig auffallen. Obwohl ich fast 15.000 km gereist bin, reicht mir die 1 km lange Pier von Kailua Kona als Erlebnismeile völlig. Am Morgen traditionelles Schwimmen zum ca. 500 m entfernten Coffee-Boat. Wo kann man sich schon mitten im Ozean einen Espresso geben lassen, trefflich über die Sichtweiten unter Wasser mit anderen philosophieren um dann mit den Fischen zurück zur Bucht von Kona  schwimmen?! Der Rest des Tages besteht dann eigentlich nur noch aus dem Lava-Java, Messebesuchen, kurzen Laufeinheiten und vor allem dem Aufsagen von der ganzen Energie, die diese Mengen an Menschen in der langen Vorbereitung aufgebaut und mit auf die Insel gebracht haben und die nur darauf wartet, sich endlich entladen zu dürfen. Schon drei Tage vorher vermeidet man an den Spots offenes Feuer, weil einfach die Gefahr besteht, dass die ganze Insel hochgeht. Würze erhält dann diese unvergessliche Woche durch die unzähligen weiteren Events wie an der Welcome Reception im Königspalast (wann steht man schon mal so locker mit der Triathlonlegende Marc Allen zusammen?), Pressekonferenz, Welcome Banquet, Huggo’s o­n the Rocks mit Norman Stadler, Dirk Bokel, Troy Jacobsen und und und.Aber irgendwann geht’s dann doch mal los. Schwimmen war einfach nur sensationell. Der Start fühlte sich in etwa so an als ob man Fischfutter in eine Forellenbecken wirft. Nur das man die Forelle ist. Nach dem üblichen Gerangel auf den ersten 500 Meter bin ich doch recht schnell in den Rhythmus gekommen und konnte das Schwimmen im glasklaren Wasser genießen mit allem, was man sonst nur aus Erzählungen kennt einschließlich der Taucher am Wendepunkt, einer größeren Thunfischfamilie unter uns und einem Delphin mit Ihrem Kleinen, das unsere Gruppe neugierig begleitete. Die Radstrecke dann mit allem gespickt was man von Hawaii kennen und respektieren gelernt hat. Nervöse AKs auf den ersten 20km. Ein endloser und manchmal sogar etwas langweiliger Highway in den Horizont. Dann vor allem tüchtig Wind auf dem Weg hoch nach Hawi und auf dem Rückweg dann der berühmte Seitenwind, der einen jederzeit von der Straße wehen kann. Bis dahin soweit so gut. Immer noch „in the Middle of the Pack“. Aber dann: auf dem eigentlich einfacheren Weg zurück nach Kona ein widerlicher Gegenwind gepaart mit einer Sonne und einer Luftfeuchtigkeit, die ich auf dem Hinweg gar nicht so wahr genommen habe. Da bleibt dann auf den letzten 60km nur noch Augen zu und durch – und nicht ärgern über die fehlenden langen Radeinheiten in den letzten Wochen; nutzt ja alles nix. Beim Laufen dann an jeder Verpflegungsstation gewissenhaft versorgt, was in dem Moment sicher viel Zeit kostet aber sich unter dem Strich rechnet. Als dann 5 km vor dem EnergyLab die Sonne ihren Dienst quittiert, läuft’s auch auf einmal wieder richtig rund und ich kann das Dingen dann doch noch mannhaft nach Hause bringen. Ein Traum, der die ganze Schinderei vergessen macht, sind die letzten 2 km runter zum Ziel mit Massen an Menschen, von denen man das Gefühl hat, das jeder Einzelne die Geschichte kennt, die hinter diesem Weg steckt-. Wieder ein paar Tränen verdrückt, die Klamotten zurecht gerückt, kurzer Blick ins Schaufenster – und dann: „Holger Pollmeier, 41 years old, all the way from Germany. You are an Ironman!“. Schwer zu beschreiben wie sich das anfühlt, wenn man für sich selber ein Stück weit seine eigene Geschichte geschrieben hat. Dieser Moment ist für jeden Einzelnen etwas Unvergessliches, das jeden Finisher für den Rest seines Lebens begleiten wird. Am Sonntag dann aber noch zumindest die BigPoints des Touristenprogramms abgearbeitet. Heli-Flug über die Lava-Felder, Besuch der Wasserfälle, kurzes Mittagessen in einem der verschlafenen Orte auf der Nordseite und Botanischer Garten. Am Abend dann noch eine wirklich elektrisierende Awards-Party mit einer völlig durchgeknallten Chrissie Wellington, der man im Ostwestfälischen direkt eine Zwangseinweisung in die Geschlossene verpasst hätte. Die Amis stehen drauf. Eine wirkliche intensive, ganz besondere Woche ist nun zu Ende. Ein würdiger Abschluss, um mein Ironman-Buch für die nächsten Jahre zu schließen. Ich fliege nun zurück; glücklich mit dem, was ich erreicht habe aber auch froh wieder einen Alltag zu haben, der nicht geprägt ist vom Trainieren müssen. Aloha! (gesprochen: langes Ahhh – kurzes lo – lautes HA!) IronHolger

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