15.10.2005
Der große Tag.
Der größte Tag
Wieder beginnt am anderen Ende der Welt die Mutter aller Schlachten. So weit entfernt, dass die Nacht dort Tag ist und der Abend Morgen. Und dennoch: Eine beschauliche Schar Unentwegter trifft sich am späten europäischen Abend in der kleinen Triathlonakademie der Trainingssektion West, um mittels modernster technischer Errungenschaften leibhaftig an den Ereignissen im Pazifik teilzuhaben. Na selbstverständlich, der geneigte Leser mag es schon erahnt haben, es ist Raceday in Kailua-Kona. Von nichts Anderem kann Mitte Oktober überhaupt die Rede sein. Also sind sie zahlreich versammelt: 2 Rückenkranke, 1 Erkälteter, 1 übermüdeter Spätheimkehrer, 1 temporär Alleinerziehender und 1 zukünftiger Hawaiisieger drängeln sich auf wenigen Quadratmetern vor 2 Bildschirmen in der Kommandozentrale. Der zukünftige Hawaiisieger wird allerdings sehr bald ins Bett geschickt und fügt sich vorbildlich.
Die Übertragung auf ironmanlive.com hat schon lange begonnen. Das Schwimmen ist schon vorbei als der Spätheimkehrer mit einem halben Restkuchen unter dem Arm eintrifft. Egal, Kuchen geht immer und das Rennen ist noch lang genug um zu gucken. Faris führt. Klasse, dem ist das ja wohl absolut zu gönnen.
Was machen die Bekannten? Mal gucken, was der athlete finder sagt. Sabine hat 1:20 fürs Schwimmen gebraucht. Möönsch, da war ich ja nur 8 Minuten langsamer und die schwimmt doch viiiiel besser als ich! Was ist da los?
Fuxx aus dem 3athlon-Forum war sehr schnell. Aber in den video greetings auf ironmanlive sah er ziemlich kröselig aus. Hoffe, das lag an der Übertragung...
Irgendwann kommen auch die ersten Radzwischenzeiten. Mann, sind die alle schnell! Die Profis fahren Mörderzeiten, aber auch die anderen sind sehr zügig unterwegs. Kann aber erst mal daran liegen, dass im Bereich der ersten beiden Zeitnahmen noch keine wirklichen Schwierigkeiten zu erwarten sind. Da war ich auch noch schnell. Erst so nach 50 km, in Waikoloa oder wie das da heißt, wo es um die Ecke geht, da geht es dann los. Um es mit frei nach Herbert Knebel zu formulieren: Da sitzt dann die ganze Mumuku -Sippe auf´m Zaun und war-tet, dass du kommst. Und dann gibt es erst mal richtig was auf die Schn****!
Faris führt immer noch. Klasse. Der Kuchen ist alle, jetzt sind die Chips dran. Aua, die sind scharf und machen durstig. Schnell Cola her. Faris ist in Hawi schon durch. Die Anderen kommen einfach nicht ran. Nur Sindballe nähert sich langsam. Stadler kloppt sich mit Lieto um Platz 3. 5 Minuten Rückstand auf Sindballe! Das kriegen die doch nie zu, oder? Nein, kriegen die auch nicht, Stadler hat ´nen Platten. Kurze Zeit später sagt der Ticker, dass er raus ist. Memme, oder? Es gibt keine weiteren Informationen, also gilt ganz klar: im Zweifel gegen den Angeklagten!
Wie sieht das Frauenrennen aus? Genauso. Michellie Jones führt und führt und führt. Bad-mann 10 Minuten dahinter und dazu 4 Minuten Penalty. Wie soll die das denn noch schaffen?
Cola ist fast alle, Chips auch, da schwächelt Faris! Sinballe ist vorbei und fährt neuen Rekord! Aber alle sind sich einig: der kann doch gar nicht laufen! Die große Frage ist: Was macht Peter Reid (mein zweiter Wunschkandidat: Faris oder Peter sollen gewinnen)? Naja, wie immer sieht er verdammt locker aus beim Laufen. Er hat immer noch einen Riesenrückstand, aber wir alle wissen, wozu ein Peter Reid läuferisch imstande ist...
An diesem Punkt schwächelt schließlich die gesamte (immerhin zu zwei Dritteln) versammelte Sektion West - kurzerhand wird die Versammlung aufgehoben und die Party beendet, muss der Rest eben morgen nachgesehen werden.
16.10., Tag 2:
Morgens um 7:30 freut sich der ZDF - Teletext über einen Münchner Sieg im Pazifik. Klasse, ich freue mich auch für Faris, als hätte ich selbst gewonnen! (dabei kennt der mich gar nicht...) Nicht zu glauben scheint mir, dass Natascha Badmann auch wieder gewonnen haben soll. Unvorstellbar. Vielleicht hat sie Michellie einfach kaputtgegrinst...
Der Rest ist warten auf die Reportage am Nachmittag. Die Ergebnisse auf ironmanlive.com kommen spärlich daher, Sabine war dann ja wohl doch mordsschnell unterwegs. 11:23. Donnerwetter.
Die Fernsehreportage muss ich ja wohl nicht kommentieren, nur so ein paar Gedanken habe ich mir dann doch gemacht.
Typen, die bei einem Reifenschaden vollkommen hilflos und unvorbereitet die Servicecrew beschuldigen, nach dem nächsten Schaden dann aufgeben und hinterher im Fernsehen verbreiten, es sei ja wohl traurig, dass ein Materialdefekt über eine Weltmeisterschaft entscheiden kann, scheinen in meinen Augen ein massives Verbissenheitsproblem zu haben. Oder ganz offensichtlich erheblich zu wenig Aloha Spirit. Jedenfalls befinden sie sich weit entfernt von den Triathlon-roots, zu deren ewigen Wahrheiten unter anderem gehören:
- Draußen ist jeder für sich selbst verantwortlich
- Wer ankommt, ist ein Sieger
Andere Leute sind da näher dran. Sie machen ihr Ding und kommen ungeachtet der Größe ihrer Namen als 42. und 85. ins Ziel. Oder geben trotz der Enttäuschung über den eigenen 3. Platz zu Protokoll, dass der beste Schwimmer, Radfahrer, und Läufer gewonnen habe, und das gut so sei, anstatt zu quengeln, dass ja nur die unprofessionellen Umstände des Rennens oder was auch immer sie am Sieg gehindert hätten.
Diese Leute (und sicherlich viele, viele andere, die unter widrigsten Umständen da draußen Höchstleistungen verbracht haben, deren Taten mir aber nicht bekannt wurden) sind da schon eher Vorbilder und Helden des Ironman - Zirkus und damit des Triathlon insgesamt.
Ich könnte mir vorstellen, dass der diesjährige Gewinner mit seiner lockeren und unverbissenen Art das Zeug zu so einem Helden hat, aber das kann natürlich nur die Zeit zeigen.
Ich habe mich allerdings bislang in dieser Hinsicht selten getäuscht...
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