Die aus einem intensiven Gedankenaustausch zweier Teammember im Frühjahr geborene Idee, am 24 Stunden Radrennen auf der alten Nordschleife des Nürburgringes teilzunehmen, sollte am Freitagabend umgesetzt werden. Schließlich konnte dieses Abenteuer im Team mit vier Fahrern doch kein Problem sein! Soviel zur Ausgangslage.
Freitagmorgen machten wir (Detlef Pähler, Thorsten Nöthling, Daniel Flöttmann und Andreas Koptik) uns unter dem Teamnamen Triathlon Zombies Verl (der Name war übrigens passend) auf dem Weg zum Nürburgring. Bereits bei der Anfahrt zum Fahrerlager gab es die ersten Eindrücke von der Rennstrecke und so langsam wuchsen leichte Zweifel an der Sinnhaftigkeit des Unternehmens. Egal wir mussten uns auf das Race vorbereiten und hatten noch einiges zu tun. Also bezogen wir erst einmal unsere Formel 1 Box mit der Nummer 22, die in den nächsten Stunden irgendwie Heimat und auch nicht Heimat werden sollte.
In einer dieser Boxen waren 8 Teams mit also jeweils 4 Fahrern untergebracht. Die einzelnen Boxen wiederum waren mit einem Gitter voneinander getrennt, so dass man einen Überblick über mehrere Boxen hatte.
Unglaublich fantastisch war es zu sehen, was die Teams dort so alles eingerichtet hatten. Unser Favorit war eindeutig das Team mit den Sofa und dem speziell umgebauten Kronleuchter, dazu noch ein Ölgemälde und wir können festhalten, dass die Jungs echt verstrahlt waren. Bei Jungs fällt auch ein Stichwort. Es waren neben gemischten Teams auch fünf reine Frauenteams am Start! Aber zurück zu unserer Box. Nachdem die Ausrüstung in unserer Parzelle Nr. 5 passend aufgebaut war, wurden erst einmal die Nachbarn taxiert. Irgendwie hatten die alle von allem viel mehr. Wir waren mit vier Fahrern auf drei Rädern angetreten und sahen uns mit schon zu Beginn betrunkenen Teammanagern und Profischraubern konfrontiert. Wir Triathleten müssen dort ein wenig merkwürdig gewirkt haben. Bei uns herrschte dann auch irgendwie eher künstlerisches Chaos als strukturiertes Einrichten. Aber es war zweckmäßig und nicht das zählt.
Bei der Rennbesprechung um 17:30 Uhr staunen wir zum ersten Mal über die Teilnehmerzahl. Über 340 Teams und über 100 Einzelstarter führten dazu, dass es überall auch immer irgendwie sehr voll war.
Der Start um Punkt 19:30 Uhr katapultiert uns unwiderruflich in das Renngeschehen. Sicher wissen wir, was wir da tun. 24 Stunden Fahrradfahren auf einer leicht hügeligen Strecke. Klar es gab ein paar Schwierigkeiten in der Vorbereitung. Einige von uns sind nicht in der absoluten Topform. Dazu muss Daniel auch noch auf Andi’s Rennrad fahren. Zum ersten Mal natürlich, denn so etwas muss man vorher ja auch nicht ausprobieren. Detlef Pähler ist der fitteste im Team und soll als erster ran. Auf der Zielgeraden des Grand Prix Kurses geht das Feld in die erste Runde. Quer über der Fahrbahn wird das Motto der nächsten Stunden durch den BMW Slogan“ Freude am Fahren“ bestimmt. Für das Radrennen sollte man diese Werbung austauschen.
Wie erwartet gibt Detlef richtig Gas und unser Team bekommt die ersten Glückgefühle, denn in der ersten Kurve führen wir das Feld an! Als zweiter in unserer taktischen Aufstellung geht Andreas auf den Kurs. Nach brachialen 45 Minuten für die erste 23 km Radrunde kommt Detlef ziemlich entsetzt zurück. Man, der hat richtig gedrückt, aber wovon kommt denn bei Detlef das große „P“ in den Augen. „Fahrt bloß locker, fahrt bloß locker“, betet Detlef die noch Unwissenden seiner Mannschaft an.Andreas lässt sich aufgrund dieser Warnung etwas mehr Zeit für die erste Runde und liegt so bei 51 Minuten und gibt den Zeitnahmechip an Thorsten weiter. Dieser hat die Ehre, als erster die Runde in der Dunkelheit zu fahren. Wie sich rausstellen sollte, eine spezielle Erfahrung. Thorsten hat eine gute Gruppe und drückte sich 48 Minuten aus den Socken, zweifelt aber daran, diese Leistung die nächsten 5 bis 6 Runden halten zu können. Wir auch! Daniel geht als letzter auf seine erste Runde und kommt genauso ausgepowert wie die anderen drei zurück. Auch sein Gesicht ist sichtlich unentspannt und er meckert erst einmal über das Rad. „Das Ding flattert, ohne Ende“, meint er. Es ist jetzt so um 23 Uhr und aus dem Team hat jeder seine erste Runde hinter sich.
In der Formel 1 Box ist mittlerweile eine Luft wie im Pumakäfig. Schweiß, Kochen, nasse Klamotten und irgendwelche Schmierstoffe bilden eine fast schon explosive Mischung. Das Team ist zunächst einmal beunruhigt und hat Hunger. Daniel betätigt sich in seiner Pause als Koch und bereitet die Nudeln zu. Während Detlef seine nächste Runde radelt, können die ersten schon einmal Essen. „Das wird noch eine harte Geschichte“, stellen wir schnell und übereinstimmend fest.
Okay nun mal zur Radrunde. Gefahren wird auf der original Nordschleife. Wer sie kennt, weiß was das bedeutet. Wer meint sie aus Büchern und Streckenbeschreibungen (so wie wir) zu kennen, der kennt die Strecke einfach nicht. Punkt. „Leicht wellig und locker zu fahren“, passt leider nicht. Schmerzhaft wird einem unterwegs klar, dass es möglicherweise ein riesiger Unterschied ist, ob ein Rennwagen mit 800 PS dort fährt oder eben nur ein Rennrad mit mehr oder weniger trainierten Triathleten drauf.
Gleich nach der Ausfahrt aus der Wechselzone geht es kurz über die Grand Prix Strecke und dann links auf die Nordschleife. In der Linkskurve ist ein kleiner Anstieg eingebaut, der einem aber schon einmal einen Fingerzeig gibt. Danach geht es erst einmal den Berg runter. Vollgas und Volldampf. Hier kann man richtig Zeit gut machen. Highlight ist sicherlich die Fuchsröhre. Teamintern gewinnt Detlef hier den Geschwindigkeitsrekord mit 93 km/h. Andreas kommt auf 90,6 und Thorsten auf 89,6 km/h. Über die Höchstgeschwindigkeit von Daniel an dieser Stelle werden wir niemals etwas erfahren. Sicher ist allerdings, dass Daniel erstens auf der Suche nach neuen Bremsklötzen ist und zweitens Radbeherrschung jetzt auch mit in seine Trainingsliste aufgenommen hat. Nach dem Bergwerk bei km 11 geht der Anstieg los. Sehr wellig und leider überhaupt nicht gut zu fahren. Die nächsten vier Kilometer ist richtig Drücken angesagt. So manch einer hat hier lieber geschoben. Diese "Blöße" konnten und wollten wir uns natürlich nicht geben…
Bis zur hohen Acht geht es dann die letzten Meter mit dollen 17 % hinauf. Und das darf man ruhig sagen, diese 17% haben uns irgendwie mächtig beeindruckt. Nach der hohen Acht gibt es erst einmal wieder eine Abfahrt und dann folgen bis zum Ziel wieder Hügel und Abfahrten. Nicht ganz so schnell wie der erste Teil, allerdings gut zu fahren. Kurz vor dem Ziel gibt es dann noch einmal eine steile Rampe, aber mittlerweile weiß man ja, wie man da hochfahren kann...
So weiter im Zeitplan: Die Nachtfahrten sind alles andere als schön. Allerdings haben wir Glück, denn es ist die ganze Zeit trocken. Fast schon ideale Bedingungen. Drei neuralgische Stellen hat das THW ausgeleuchtet. Aber letztlich muss man schon ziemlich bekloppt sein, die Fuchsröhre auch im Dunkeln mit mehr als 80 km/h runterzurasen. Die LED Lampe am Rad hat ihren Zweck da deutlich nicht erfüllen können…
Die Nacht verbringen wir mit Radfahren und Kurzschläfen und im Morgengrauen stellen wir erschreckt fest, dass wir erst die Hälfte hinter uns gebracht haben.Daniel tritt in einen wilden Streik ein und fährt erst einmal nicht. Das bedeutet Doppelschicht für Detlef und für Thorsten und Andreas eine Runde weniger Pause. Aber wir sind ein Team und uns war das vorher klar. Also wird weitergeradelt. Irgendwie werden wir nicht so richtig langsamer und liegen immer so um Platz hundert. Gegen Mittag hat Daniel Mitleid und steigt wieder ins Rennen ein. Und auf einmal läuft es richtig gut. Zwischendurch geht es ab zu Massage, ein wenig Kuchen essen und die kostenlose Nudelportion nicht vergessen.
Natürlich darf die berühmte isotonische Erdingerverpflegung nicht fehlen, die langsam zum Standardgetränk wird. Zwischenzeitlich haben wir in unsere Box 22 Konkurrenten entdeckt, die kurz vor uns oder kurz hinter uns platziert sind. Logischerweise packt uns der Ergeiz. Daniel fährt auf seiner letzten Runde Bestzeit und übergibt an Detlef. Das Ende der 24 Stunden ist bald erreicht. Mittlerweile wird es eng: Kommen wir vor 18:30 Uhr noch einmal über die Ziellinie, so dass wir noch einmal wechseln dürfen. Detlef ist wieder superschnell gefahren und übergibt an Andreas. In Anbetracht der Zeit entstehen Zweifel, ob Andi die letzte Runde noch schnell genug fahren kann. Aber beim progressiven Intervalltraining müssen die letzten Intervalle ja immer die Schnellsten sein. Andreas fährt seine schnellste Runde und hat einen Riesenspaß, um 18:25 Uhr Thorsten doch noch eine Runde zu schenken. Und der hat auf seiner letzten Runde noch richtige Platzkämpfe auszutragen. Unfassbar! Mit einem Hechtsprung kämpft er uns noch einen Platz nach vorne! Wie sind begeistert von diesem Einsatz, hatten es aber auch nicht anders erwartet.
Übereinstimmend stellen wir fest, dass das nichts für uns war. Platz 102 von 335 steht für das Team zu Buche. 27 Runden haben wir auf der Nordschleife abgerissen und damit 625,75 km geschafft.
Am Abend sind einige zu Müde zum abfeiern. Um 23 Uhr geht’s in die Koje, der Schlafmangel zeigt seine Wirkung.Wenn man ein wenig anders trainiert und dann.... könnten wir ja noch schneller sein....
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